Hab gestern einen ehemaligen Studienkollegen von mir in Effretikon (10km nördlich von Zürich) besucht. Er war damals Austauschstudent bei uns an der FH (Industrial Design) und hat seine Diplomarbeit für die schweizer Peraves-AG gemacht - ein Redesign des Ecomobils. Anzuschaun ist sein Werk unter dem Namen „Monotracer“ auf der Homepage von Peraves.
Da er nun Chefdesigner (genaugenommen der einzige Designer) bei Peraves ist, hat er natürlich ein altes Ecomobil zur privaten Nutzung zur Verfügung gestellt bekommen. Netterweise hat er mich damit dann gestern Abend nach Zürich chauffiert. Klar war ich Anfangs noch etwas skeptisch, wenn man sein Ottonormalmotorrad gewöhnt ist, kommt einem so ein Kabinenmotorrad schon sehr seltsam vor. Zu den Daten: Motor von der BMW K1200 (die alten noch 1100er), der Rest (inkl. Getriebe und Fahrwerk) wird von Peraves selbst gestellt. Langer Radstand, Platz für 2 Passagiere (hintereinander), kleiner Stauraum hinterm Soziussitz. Wie man auf dem Bild unschwer erkennen kann, verfügt das Teil über 2 Stützräder, die per Knopfdruck in immerhin einer halben Sekunde ein- und wieder ausgefahren werden können. Sieht nicht nur aus wie das Fahrwerk eines Flugzeugs, klingt auch genau gleich. Der Oberhammer ist allerdings die Kurvenlage. Da das Kabinenmotorrad einen 20cm tieferen Schwerpunkt und auch einen längeren Radstand als ein Motorrad hat, gehen sich damit Schräglagen bis 52 Grad aus. Als er mit mir die erste enge Kurve der Autobahnauffahrt gefahren ist, hat sich doch ein etwas flaues Gefühl im Magen breitgemacht, weil man ja gezwungenermaßen die gleiche Schräglage wie das Gefährt einnehmen muß, egal wie steil und bei welcher Geschwindigkeit. Relativ ruhig ist es während der Fahrt, man kann sich problemlos miteinander unterhalten, Helme braucht man ja nicht (Sicherheitsgurte sind allerdings vorhanden). Verbrauch liegt bei 4-5,5 Liter auf 100 km, 50 Liter Tankvolumen, Gewicht ca. 480 Kilogramm.
Auffallen tut man wie ein bunter Hund, sogar in der Schweiz, obwohl da schon über 50 solcher Töffs unterwegs sind. Auf der Autobahn fahren Autos neben Dir auf gleicher Höhe, fotografiert wird mit allem, was zur Hand ist, Hälse verrenkt. Mein Freund ist übrigens mit 30 Jahren der weltweit jüngste Ecomobilfahrer Der durchschnittliche Käufer ist über 50 und hat meistens schon einen Ferrari oder Porsche daheim stehen, der ihm dann aber schon zuwenig exklusiv erscheint. Kein Wunder: Der Monotracer kostet wie sein Vorläufer Ecomobil gschmackige 52000 Euro - OHNE MEHRWERTSTEUER. Wer hat, der hat. Wundert mich aber net, wir haben in Zürich bei einem Lokal für 2 Hamburger mit Pommes und Cola immerhin 30 Euro gezahlt.
Trotzdem war’s ein Highlight, wenn mal jemand die seltene Gelegenheit bekommen sollte, mit einem Ecomobil mitfahren zu dürfen, sollte er sie auf jeden Fall wahrnehmen. In Österreich gibt’s 2 Stück davon. Trotzdem ist es natürlich nicht das selbe wie Motorradfahren mit herkömmlichen Motorrädern, soll es aber auch nicht sein Zweites Foto gibts auch.
Auf alle Fälle a witziges Gefährt… lg
so gut’s halt gangen is vom rücksitz aus
etwas gewöhnungsbedürftig dürft auch das Selberfahren sein: Schalten per Knöpfe am Lenker, Kuppeln mit Fußpedal links, Bremsen per Fußpedal rechts und mit Hilfsbremshebel am Lenker, Gas wie beim Motorrad. Man kann übrigens auch mit ausgefahrenen Stützrädern bis 80km/h fahren.