Deutsch [dɔʏ̯t͡ʃ] bzw. die deutsche Sprache, Abk.: Dt., Dtsch. bzw. dt., dtsch. gehört zur westgermanischen Gruppe des germanischen Zweiges der indogermanischen Sprachen.
Deutsch ist die meistverbreitete Muttersprache in der Europäischen Union. Der deutsche Sprachraum ist grenzüberschreitend und umfasst Deutschland, Österreich, die Deutschschweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien, Südtirol, das Elsass und Lothringen sowie Nordschleswig. Außerdem ist Deutsch eine Minderheitensprache in einigen europäischen, z. B. in Rumänien und außereuropäischen Ländern, Nationalsprache im afrikanischen Namibia und zählt zu den zehn wichtigsten Sprachen der Welt.[24]
Die deutsche Standardsprache, das Standarddeutsche, setzt sich aus Standardvarietäten der Dachsprache zusammen. Der deutsche Sprachraum bestand ursprünglich allein aus einer Vielzahl von hochdeutschen und niederdeutschen Mundarten, die in einem Dialektkontinuum miteinander verbunden sind.
Mit dem Begriff „deutsche Sprache“ wird heute zunächst die auf der Grundlage von mitteldeutschen und oberdeutschen Mundarten entstandene deutsche Standardsprache (Standard-Hochdeutsch) verstanden sowie diejenigen Mundarten des deutsch-niederländischen Dialektkontinuums, die ganz oder teilweise von dieser überdacht werden.
Zum Deutschen werden darüber hinaus die historischen Vorgängersprachen Althochdeutsch (Sprachcodes nach ISO 639-2 & 639-3: goh) und Mittelhochdeutsch (Sprachcodes nach ISO 639-2 & 639-3: gmh) gezählt sowie neuere umgangssprachliche Varietäten oder Mischsprachen (z. B. Missingsch) innerhalb des Geltungsbereiches der deutschen Standardsprache.
Das Luxemburgische sowie manche Auswandererdialekte (z. B. Pennsylvania Dutch) oder Übergangsdialekte (z. B. Kollumerpompsters) gehen zurück auf Varietäten des Dialektkontinuums.
Das Jiddische, das auf das Mittelhochdeutsche zurückgeht, hat sich vor allem unter slawischen und hebräischen Einflüssen eigenständig und mit einer eigenen Schriftsprache weiterentwickelt und auch die lexikalisch auf dem Deutschen basierende Kreolsprache Unserdeutsch.
Das Wort (Glottonym = Sprachname, der Name der verwendeten Sprache) „deutsch“ bildete sich aus dem germanischen Wort thioda („Volk“, Adjektiv thiodisk, „diutschiu“) heraus. Es bedeutet so viel wie „zum Volk gehörig“ und entwickelte sich zu einer Bezeichnung für die Sprache der germanischen Stämme Mitteleuropas, die im Gegensatz zur Sprache der angrenzenden romanischen Bevölkerung und zum Latein stand.
„qui Theutonica sive Teutisca lingua loquimur“
„die wir Teutonisch oder Deutsch reden“
– Notker: Gesta Karoli 1, 10, 24–25
Das Gebiet, in dem diese sprachlichen Varietäten, die ein zusammenhängendes Dialektkontinuum bildeten und als „deutsch“ bezeichnet wurden, gesprochen wurden, wurde zunächst im Plural als „diutschiu lant“ und seit dem 15. Jahrhundert als „Deutschland“ bezeichnet. Heute würde man dafür den Ausdruck „deutscher Sprachraum“ verwenden.
Man findet das Wort „deutsch“ in seiner lateinischen Form „theodisce“ erstmals im Jahre 786 im Synodenbericht des päpstlichen Nuntius Gregor von Ostia. Dieser Bericht über zwei Synoden, die in England stattfanden, wurde sowohl auf Lateinisch als auch in der Sprache des Volkes (Volkssprache) verlesen. Unklar ist allerdings bis heute, ob damals damit tatsächlich die „Sprache des Volkes“ in Deutschland (im deutschen Sprachraum) gemeint war. Ein wenig deutlicher wird die Verbindung zum „Land der Deutschen“ erst zwei Jahre später (788) bei einer Anklage gegen den baierischen Herzog Tassilo auf dem Reichstag zu Ingelheim wegen Fahnenflucht: „… quod theodisca lingua harisliz dicitur …“; ein eindeutiger Beleg fehlt aber dafür, dass zu diesem Zeitpunkt bereits eine Wandlung von „Sprache des Volkes“ hin zu „deutsche Sprache“ vollzogen war. Die „theodisca lingua“ war hingegen seit Karl dem Großen die amtliche Bezeichnung für die altfränkische Volkssprache.
Das lateinische „theodiscus“ („zum Volk gehörig“) ist ein Wort der Gelehrtensprache; ihm liegt das westfränkische „theudisk“ zugrunde, wird aber auch mit gotisch „thiuda“, althochdeutsch „diot“ („Volk“), isländisch „þjóð“ („Volk“) in Verbindung gebracht.
Die ältere Bezeichnung „fränkisch“ für die eigene Sprache traf etwa seit dem 9. Jahrhundert nicht mehr eindeutig zu, da einerseits die westfränkische Oberschicht im späteren Frankreich den romanischen Dialekt der einheimischen Bevölkerung übernommen hatte und andererseits das Ostfrankenreich auch nicht-fränkische Stämme wie die Alemannen, die Baiern, die Thüringer und die Sachsen umfasste.
Die althochdeutsche Form „diutisc“ begann seit dieser Zeit das mittellateinische „theodiscus“ zu verdrängen; es setzte sich jedoch nur zögernd durch. Erst um 1090 (im Annolied aus dem Kloster Siegburg) wird „diutisc“ auf Sprache, Volk und Land angewendet:
„Diutschin sprechin, Diutschin liute in Diutischemi lande.“
(„Deutsch sprechen, deutsche Leute in deutschem Lande.“)
Das Althochdeutsche ist die älteste schriftlich überlieferte Sprachform der Völker, die sich als deutsch bezeichnen. Es war nicht einheitlich, sondern bestand aus vielen Mundarten. Erst um die Mitte des 12. Jahrhunderts entwickelte sich im mittelrheinischen Gebiet eine mittelhochdeutsche Dichter- und Literatursprache, die uns in der klassisch höfischen Ritterliteratur begegnet, in der auch keltisches Sagengut bearbeitet wurde. Begründet und getragen wurde diese Dichtung vor allem vom aufstrebenden Adel, der sich damit vom Volk abheben wollte.
„In den Geschichtsquellen seit dem Ende des 8. Jahrhunderts taucht immer häufiger der Begriff der deutschen Sprache, der ‚lingua theodisca‘ auf. Die Sprachgemeinschaft der Deutschen hat den Volksnamen von der Sprache erhalten.“[25]
Die „lingua theodisca“ war die deutsche Sprache, die die Gemeinsamkeit der Menschen ausdrückte. Karl der Große hat diese Sprache als seine eigene und offizielle Sprache bezeichnet. „Das Bleibendste aber wohl, was Karl für die deutsche Sprache getan hat, ist die Durchsetzung eben dieses Namens ‚deutsch‘ und die Ermöglichung seiner Prägung. Karl brauchte einen Namen für die germanischen Sprachen seines Reiches, so wie es für die romanischen Sprachen die Bezeichnung lingua Romana (rustica) gab.“[26] „Karls Blick auf das Germanische im Sprachlichen ließ den neuen Terminus entstehen und er wurde zum Namen einer von Karl bestimmten neuen Sonderung des Germanischen …, eben des Deutschen“.[27]
Bezeichnungen des Deutschen in anderen Sprachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
→ Hauptartikel: Deutsch in anderen Sprachen
Aufgrund der wechselhaften politischen Geschichte des deutschen Sprachraums sowie seiner Mittellage zwischen den Gebieten romanischer und slawischer Sprachen gibt es mehr unterschiedliche Formen für den Namen der deutschen Sprache (Deutsch) als für die meisten anderen Sprachen der Welt. Allgemein kann man die Namen der deutschen Sprache aber aufgrund ihrer Herkunft in sechs Gruppen zusammenfassen:
Zum Wort „deutsch“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
→ Hauptartikel: Deutsch (Etymologie)
In anderen germanischen Sprachen:
Afrikaans: Duits
Dänisch: tysk
Färöisch: týskt
Friesisch: Dútsk
Isländisch: þýska
Jiddisch: daytsh (דײַטש)
Luxemburgisch: däitsch
Niederdeutsch (in D): düütsch
Niederdeutsch (in NL): duuts
Niederländisch: Duits
Norwegisch: tysk
Pitcairn-Englisch: doich
Schwedisch: tyska
In einigen romanischen Sprachen:
Französisch: t(h)iois (veraltetes Wort), tudesque (latinisiertes Wort)
Furlanisch: todesc
Italienisch: tedesco
Katalanisch: teutó (Sprache), tudesc (Volksbezeichnung)
Ladinisch: tudësch
Latein: (lingua) Theodisca
Rätoromanisch: tudestg
Sardisch und Korsisch: tedescu
Spanisch: tudesco[28] (heute wenig gebräuchlich)
Darüber hinaus:
Chinesisch: déyǔ 德語 / 德语 oder déyìzhìyǔ 德意志語 / 德意志语 (dé[yìzhì] = Lautübertragung des Wortes „deutsch“; yǔ „Sprache“)
Vietnamesisch: tiếng Đức oder Đức ngữ (tiếng oder ngữ „Sprache“; Đức ist die [sino-]vietnamesische Aussprache desselben Sinographems 德 wie im chinesischen Namen)
Japanisch: doitsu-go ドイツ語 oder 独逸語 (doitsu = Lautübertragung des Wortes „deutsch“; go „Sprache“)
Koreanisch: dogileo 독일어 (abgekürzt: 독어) (Die gleichen Sinographeme wie im japanischen Namen, aber in sinokoreanischer statt sinojapanischer Aussprache: 獨→독 dok, 逸→일 il, 語→어 eo.)
Nordsamisch: duiskkagiella oder tuiskkagiella
Taiwanisch: dik-gok ue (德國 話 / 德国 话)
Zum Wort „Sachsen“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mit „Sachsen“ ist das historische Volk der Sachsen gemeint (heute niedersächsischer Sprachraum).
Estnisch: saksa
Finnisch: saksa
Inarisamisch: säksikiela
In der irischen und walisischen Sprache ist die Bedeutung der Worte Sasanach bzw. Saesneg – die aus dem Namen des (angel)sächsischen Volkes als Eroberern Großbritanniens stammen – aber „englisch“.
In den slawischen Sprachen kann der Begriff für „deutsch“ auf die urslawische Wurzel *něm- für „stumm“ zurückverfolgt werden. Dies war ursprünglich eine allgemeine Bezeichnung für alle Fremden aus dem europäischen Westen, welche die slawischen Sprachen nicht verstanden und mit denen die Kommunikation dadurch schwierig bis unmöglich war (vgl. griechisch barbaros). Eine Ausnahme bildet das Mazedonische, in dem sich der Begriff germanski (германски) durchgesetzt hat.
In teilweise von slawischen Lehnwörtern geprägten Sprachen wie dem Ungarischen oder dem Kasachischen entstanden ähnlich lautende Begriffe, wie ungarisch német oder kasachisch nemis (неміс). In der Vergangenheit war zudem im Rumänischen der den slawischen Sprachen entlehnte Begriff nemțește üblich, wird heute jedoch zunehmend durch den Begriff germană ersetzt. Die gegenwärtig gebrauchten Übersetzungen der „deutsch[en Sprache]“ sind:
Bosnisch/Kroatisch: njemački
Bulgarisch: немски (nemski)
Kasachisch: неміс (nemis)
Kaschubisch: miemiecczi
Kirgisisch: немис (nemis)
Niedersorbisch: nimšćina
Obersorbisch: němčina
Polnisch: niemiecki
Rumänisch: nemțește (neben germană)
Russisch: немецкий (nemezkij)
Serbisch: немачки / nemački
Slowakisch: nemčina
Slowenisch: nemščina
Tschechisch: němčina
Ukrainisch: німецька (nimez’ka)
Ungarisch: német
Weißrussisch: нямецкая (njamezkaja)
Der arabische Begriff für die deutschsprachige Bevölkerung in Österreich an-Nimsā (النمسا) wurde darüber hinaus ebenfalls den slawischen Sprachen entlehnt.
Beispiele für den Familiennamen „Deutscher“ sind u. a. der polnische Radrennfahrer Przemysław Niemiec, der slowakische Fußballspieler Adam Nemec, der österreichische Jurist Reinhard Nemetz oder, in der movierten Form einer weiblichen Namensträgerin, die tschechische Schriftstellerin Božena Němcová.
Zum Wort „Alamannen“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Alamannen waren eine Bevölkerungsgruppe des westgermanischen Kulturkreises, deren Gebiet sich an der Grenze zum „Welschland“ (Frankreich, Italien) befand. Die Bezeichnung Alemannisch für das Deutsche verbreitete sich in erster Linie über das Französische.
Arabisch: ألمانية (almāniyya)
Baskisch: Alemaniera
Bretonisch: alamaneg
Französisch: allemand
Galizisch: alemán
Katalanisch: alemany
Kornisch: Almaynek
Korsisch: alimanu
Kurdisch: Almanî
Lingála: lialémani
Persisch: آلمانى (ālmānī)
Portugiesisch: alemão
Spanisch: alemán
Tetum: alemaun
Türkisch: Almanca
Walisisch: Almaeneg
Zum Wort „Germanen“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Verwendung von „Germane“ oder „Germania“ ist eine eher jüngere Erscheinung, die im Gefolge der Renaissance zu suchen ist. Die Verbreitung in außereuropäische Sprachen geschah vor allem über das Englische.
Albanisch: Gjermanisht (unbestimmt), Gjermanishtja (bestimmt)
Armenisch: Գերմաներեն (Germaneren)
Bulgarisch: германски (Germanski)
Englisch: German (zu Dutch, der englischen Bezeichnung für das Niederländische, siehe den Artikel Niederländisch (Name)).
Esperanto: germana (lingvo)
Georgisch: გერმანული (ენა) (Germanuli (ena-Sprache))
Hebräisch: גרמנית (germanit)
Hindi: जर्मन (jarman)
Ido: Germana linguo
Indonesisch: Jerman
Irisch: Gearmáinis
Kiswahili: Kijerumani
Manx: Germaanish
Mazedonisch: германски (germanski)
Mongolisch: Герман (German)
Neu-Griechisch: Γερμανικά (Jermaniká, Neutrum Plural)
Rumänisch: germană (neben neamț)
Russisch: Германия (Germanija, Deutschland)
Schottisch-Gälisch: Gearmailtis
Thai: (ภาษา) เยอรมัน, (phasa) yoeraman
Sonderformen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Hebräisch: אשכנזית aschkenasit, nach Aschkenas als mittelalterliche Bezeichnung für deutschsprachige Länder.[29]
Bezeichnungen in den baltischen Sprachen
Jatwingisch: miksiskai
Litauisch: vokiečių
Lettisch: vācu oder seltener vāciešu
Altpreußisch: miksiskāi
Gebärdensprachen
In der deutschen, britischen und einigen weiteren Gebärdensprachen ist die Gebärde für Deutsch ein an die Stirn gelegter und nach oben gestreckter Zeigefinger, der die preußische Pickelhaube nachahmt.
Geschichte
→ Hauptartikel: Deutsche Sprachgeschichte
Die Geschichte der (hoch-)deutschen Sprache wird häufig in vier Abschnitte (Sprachstufen) unterteilt:
750–1050: Althochdeutsch
1050–1350: Mittelhochdeutsch
1350–1650: Frühneuhochdeutsch
ab 1650: Neuhochdeutsch