Kymco AK 550i Premium Test 2023

Alle Erfahrungen zu Kymco AK 550i Premium Test 2023

Der Kymco AK 550i Premium (2023)
Wenn ein neuer Skooter auf dem Markt kommt, dauert es nicht lange und schon werden erste Erfahrungen und Tests gepostet. Aber wie wir beim Vorgängermodell sahen ist der zweite Blick, der spätere Blick noch wichtiger, weil er zeigt, was die Maschine auf der Langstrecke bringt. Hier meine Erfahrungen mit dem Roller:

Design
Was ich bei meinen Vorgängerrollern noch nie bekommen habe: Komplimente wegen der Schönheit meines Rollers. Ich stelle den AK gerade ab, als eine ältere Dame ihren Rollator bei mir anhält und sagt: „Sie haben einen sehr schönen Roller!“ Nach meiner ersten Verlegenheit fragte ich zurück: „Sie waren Bikerin – oder?“. Die Antwort kam prompt: „Ich bin es immer noch, aber ich bin zu alt zum Fahren…“. Ein paar Tage später stand ich an der Tankstellt, als ein junger Mann auf mich zukam und ziemlich genau den gleichen Satz sagte. Ich finde, sie haben absolut recht! Mich hat die Farbpalette und die Form schon im Internet überzeugt. Geschmackssache – klar, aber er hebt sich so von anderen Scootern ab – finde ich. Hut ab vor den AK-Designern!

Reifendruckanzeige
Die Anzeigen für den Reifendruck ist wirklich klasse. Endlich kein schlechtes Gewissen, wenn man auf Tour geht, ohne vorher bei der Tanke den Druck beider Reifen zu messen. Jetzt werde ich gewarnt, wenn ein Reifen außerhalb der Toleranz ist. Perfekt! Perfekt ist auch die Genauigkeit der Anzeige, ich habe sie getestet. Ein höheres Lob von einem Franken gibt es nicht, als zu sagen: „Da gibt es nichts zu meckern.“

Spritverbrauch
Die Verbrauchsanzeige zeigt den momentanen (!) Verbrauch an. Diese Zahl wechselt dann natürlich ständig, je nach dem, wie und wo ich fahre. Was aber nicht geht: Nach einer Tour den Durchschnittsverbrauch zu sehen. Diese Anzeige kann man umschalten auf km/Liter. So langsam finde ich an dieser Variante gefallen.

Die Tankanzeige wurde bei mir im ersten Kundendienst modifiziert. Anfangs zeigte sie völlig falsche Werte. Da war angeblich nach 180km der Tank ratzeputz leer, was natürlich Blödsinn war. Nach der Kalibrierung funzte es.
Meine Erfahrung: Mit einer Tankladung komme ich etwa 270km weit. Wichtig beim Tanken ist, dass der AK bis oben hin mit Sprit gefüllt wird. Also nicht gleich den Zapfhahn raus, wenn er abschaltet. Bei vorsichtiger Füllung geht da noch ordentlich was rein. Ach ja: Seit dem letzten Kundendienst geht die Tankklappe nicht mehr auf, wenn man den Knopf betätigt. Die Klappe sollte dann etwas aufgehen. Da geht nicht mehr. Beim Tanken bekam ich Schweißperlen… Jetzt weiß ich: Den entspr. Knopf drücken und gleichzeitig mit den Fingernägeln in den Spalt gehen und hochdrücken. Das ist ein Fall für den nächsten Kundendienst.

Fahrmodi
Ein Knopfdruck genügt und der AK kann vom Sportmodus in den Regenmodus wechseln. Regenmodus heißt, dass die 51 PS auf 34 PS heruntergefahren wird. Im Benutzerhandbuch steht dazu: „Trockenmodus (=volle Motorleistung, Regenmodus (reduzierte Motorleistung). Im Display bietet der AK dazu zwei Farbleisten an: Blau und Orange. Interessant ist, dass im Handbuch nicht steht, welche „Farbe“ für welchen Modus steht. In der Zeitschrift „ROLLER & Reise“, Sonderheft 2023 schreibt der Autor in seinem Bericht: „“Blau steht für Regen, Orange für Sport.“ Wer die Testfahrt der Jungs von 1000PS in Youtube ansieht, erkennt im Laufe es Videos, dass sie den Roller bei „Orange“ gefahren sind – viele andere Youtubetester machten es genauso. Bei Nachfrage bei Kymco-Deutschland (Weiden) bekam ich aber die Info, dass aber „Blau“ der Sportmodus ist! Die Internetseite von Kymco bestätigt das. Was jetzt?
Dazu einen zweiten Blick. Meine persönliche Erfahrungen:

  • Im blauen Modus fährt der AK vorsichtiger und geschmeidiger an. Bei orange
    viel griffiger und kerniger.
  • Bei der Beschleunigung von 50 auf 100, 100 auf 130 und 130 auf 160 ist
    eindeutig der orangene Modus stärker. Im blauen Modus habe ich den AK

Nicht auf 160 km/h bekommen, im orangenen ging das locker.

  • Blauer Modus: Wenn ich bei 100km/h den Tempomat per Taste erhöhte
    war das spürbar geschmeidig.
    Oranger Modus: Bei gleichen Bedingungen war die Mehrleistung deutlich
    durch einen Ruck zu spüren.
  • Eine Wahrnehmung: Für mich steht die Farbe Orange für Sommer und trocken.
    Die blaue Farbe für kalt und nass…

Natürlich kann man sich immer noch täuschen und vielleicht ist das auch bei mir so. Welche Erfahrungen macht ihr dabei?

Noodoe System
Kymco arbeitet mit dem Noodoe-System. Er verbindet eine App mit dem Roller. Auch dazu gibt es im Internet ausführliche Beschreibungen. Die Idee ist klasse und ein echter Plus für den AK. Das Navi erinnert mich an die ersten Navis auf dem Markt, bei denen die Richtung mit nur einem Pfeil angezeigt wird. Das hat Kymco so umgesetzt. Wenn der Roller steht (und nur dann) kann man andere Ansichten wählen: Eine grobe Karte, die die Entfernung zu Ziel zeigt und eine Karte, die einen näheren Umgebungsausschnitt zeigt. Für einfache Fahrten von A nach B ist das völlig ausreichend. Schwierig ist nur bei Umleitungen oder Straßensperrungen, weil es nicht so einfach ist, einen Gesamtüberblick über eine Alternativroute zu bekommen. Eine Tour mit verschiedenen Streckenabschnitten zu planen ist in der App nicht vorgesehen. Man kann auch nicht Strassenarten wählen oder abwählen. Meine Erfahrung: Sie Software kennt keine Autobahnen. Bundesstraßen gelten als die schnellste Variante, dann geht es bis zur Dorfstraße.
Peck hat man bei Sperrungen oder schlecht ausgeschilderte Umleitungen. Dann geht da gar nichts mehr. Man hat weder einen Überblick über die Gegend noch kann man aktiv in die Software eingreifen.
Meine Erfahrungen: die Verbindung mit dem eigenen Handy klappt. Eine längere Tour geht nicht, weil ich eigene Strecken nicht auswählen kann.
Meine Erfahrung: Für einen Tourer mit Premiumanspruch ist die Software nicht geeignet.

Sound
Der AK beeindruckt schon beim Starten der Maschine. Wow, den fetten Sound vermutet erstmal keiner - das hat was! Das war es dann auch. Ab ca 40km/h mischen sich neben Motor und den normalen Fahrbahn- und Windgeräuschen ein zusätzlicher „Sound“ mit dazu. Schaut euch mal Sciences-Fiktion-Filme aus den 60er Jahren an. Diese Klänge werdet ihr deutlich hören, besonders bei Fahrten in der Stadt (ab 40 km/h gesellen sie sich mit dazu) oder bei Fahrten durch Dörfer, wo die Häuser enger an der Straße liegen. Eine Anfrage bei Kymco zeigte, dass auch andere diese Sache monierten. Die Antwort: „Die Nebengeräusche sind Technisch- und Bauartbedingt und damit völlig normal“. Bei keinem meiner Vorroller war das so. Mein Tipp: Bei einer Probefahrt oder unmittelbar vor dem Kauf das Bike Probe fahren und hinhören. Dann wird jeder schnell entscheiden können, ob das im Toleranzbereich ist, oder nicht.

Stauraum
Über den Stauraum des AK wird auch immer wieder berichtet. Lasst uns eines richtigstellen: Der AK hat nur ein (!) Handschuhfach und nicht zwei, wie öfters geschrieben wird. Im rechten Fach befindet sich ein USB-Anschluss. Die Klappe auf der linken Seite ist eine Blende, die nur mit einem Schraubenzieher zu öffnen ist. Hinter der Blende befindet sich die Batterie! Beim Lesen der vielen Beschreibungen, die von zwei Ablagefächern reden, könnte man glatt auf die Idee kommen, dass einige vom anderen abschreiben ohne den Roller je gesehen zu haben.

Meine Erfahrung: Das Fach passt, ist aber wenn ein USB-Kabel angeschlossen ist, doch recht klein. Mein Handy (8x16,5cm) passt gerade so rein. Einfach reinlegen geht nicht, ich muss dann der Klappte dezent nachhelfen. Dann ist dann noch Platz für andere Kleinigkeiten. Das liegt daran, dass das Fach einmal durch den USB-Stecker kleiner wird und bedingt durch die Bauweise eben kein echteckiges Fach ist. Mir reicht es. Wenn man sich darauf einstellt… Unter der Sitzbank ist ja auch noch ordentlich Platz.

Windschild
Das Windschild ist extrem klasse. Es schiebt sich stufenlos nicht einfach nach oben, sondern neigt sich leicht auf, bzw. wieder zurück.

Meine Erfahrung: Bei einer Autobahnfahrt vergaß ich schlicht und einfach die Scheibe hochzufahren. Als ich es tat, herrschte plötzlich eine angenehme Geräuschkulisse. Das Ding ist m.E. völlig o.k. Ich bin mit 183 cm Körpergröße noch einigermaßen dahinter. Givi (Stand 09/2023) bietet seit ein paar Wochen ein größeres Windschild für genau diesen Roller an. Kosten: 999,00 € (!) zuzüglich (!) Versandkosten. An der Stelle erspare ich mir weitere Kommentare.

Folgekosten
Der erste Kundendienst muss bei ca. 1000 km gemacht werden und hat mir knapp über 200 € gekostet. Das ist ein guter Rahmen. Die kommenden Werkstattbesuche werden aber nach Aussage einer Fachwerkstatt teurer. Einmal jährlich oder alle 10.000 km ist der Dienst fällig. Nach 20.000 km wird der Riemen gewechselt, der dann alleine mit 300 € zu Buche schlägt. Kurz: Der AK braucht und will gut gewartet werden. Dafür gibt Kymco innerhalb der ersten drei Jahre Werksgarantie!

Kompromisse gehören zum Leben und beim Rollerkauf dazu. Jeder hat seine Entscheidungsparameter. Bei mir waren es: Design, Preis, Ausstattung, Fahrverhalten, Leistung und Werkstattnähe. Alles andere atme ich schlicht und einfach weg… fast weg.

Servus, der Bubi

Nachtrag: In der Android App lässt ich einstellen, ob man z.B. eine Autobahn nutzen oder nicht.