Alle Erfahrungen zu Moto Guzzi Stelvio gegen V85 TT Test 2024
Hallo Vauli!
Grundsätzlich stimme ich deinem Vergleich der beiden Guzzis inhaltlich zu. Da ich eine V85TT E5 mein Eigen nenne, und eine von Faber zur Verfügung gestellte Stelvio und V85 NEU ausführlich in Kirchberg zur Probe fahren konnte, ein paar Anmerkungen meinerseits.
Das Gewicht der Stelvio ist schon um einiges höher als das der V85. Das bemerkt man bereits am Stand und ebenfalls in engen Wechselkurven. Der Motorlauf ist genau so komfortabel wie das Fahrwerk, und daher ist die Stelvio für Langstreckenfahrten besser geeiget als die V85. Und durch die hohe Motorleistung auch besser für Fahrten zu zweit geeignet.
Aber in wirklich schönem Motorradgeläuf, sprich engen und engsten Land-und Bergstrassen, besticht die V85 mit niedrigem Gewicht und super Handling.
Die Bremsen der Stelvio sind auf Supersportniveau, da können weder die diversen Bayern noch die Japaner mithalten. Bei der V85 müssen die Serienbremsbeläge gegen die „roten“ Brembo Beläge getauscht werden. Kost fast nix und das Ergebnis ist erstaunlich.
Bei der V85TT ist die Serienbereifung, der Anakee Adventure, leider für das kippelige Fahrverhalten in engen Kurven verantwortlich. Nach Tausch auf Pirelli Scorpion Rally STR fährt sich die V85TT wie ausgewechselt: Spurstabil und zielgenau. Die neue V85TT fährt sich übrigens ganz ähnlich wie meine 23er. Die Federelemente sprechen eine Spur sanfter an, zumindest beim Testmotorrad. Das in der Druckstufe etwas zu straff gedämpfte Federbein ist das größte Komfortmanko der V85TT. Dagegen hilft wohl nur der Einbau eines Öhlins Federbeins. Das gesamte Fahrwerk ist ansonsten überaus gelungen. Auf kleinen Land - und Bergstrasserl kann man die V2 richtig ordentlich in enge Kurven reinwerfen, das Fahrwerk zeigt keinerlei Schaukel - oder Wackelneigung wie viele Fernost Produkte. Und der Verbrauch ist auf Landstrassen erstaunlich gering mit ca. 4 bis 4,4 Litern / 100km.
Bei deiner Kritik zur Leerlaufsuche muß ich dich leider eines besseren belehren. Du hast offensichtlich nicht bemerkt, das man bei einer V85TT im Stand den Schalthebel nur um 2 bis 3mm nach oben bewegen muß, und schon ist der Leerlauf drin. Wer natürlich tagtäglich mit irgendwelchen Gäulen unterwegs ist, wo man den Hebel einen Zentimeter bewegen muß…da ist bei der Guzzi halt schon der nächste drin. Auch schaltet das Getriebe nach dem Einfahren und Ölwechsel viel leichtgängiger als zuvor. Aber wegen der 2 Zylinder Schwungmasse und dem Kardan nie so geschmeidig wie bei einer 3 Zylinder Tiger, das ist klar.
Der größte Störfaktor an der V85TT - auch bei der neuen- sind die zu stark nach aussen gekröpften Fußrastenhalteplatten für die Beifahrerrasten. Da hakt man bei schnellen Kurvenfahrten mit den Fersen ein. Das Problem ist in 5 Minuten gelöst, indem man die je 2 Inbuszschrauben herausdreht und die Platten samt Fußrasten entfernt. Die Gewinde im Rahmen mit 2 kurzen Niroschrauben vor Schmutz geschützt und fertig. Die V85TT ist wegen der geringen Motorleistung sowieso eher für Alleinfahrende zu empfehlen.
Allgemein besticht die V85 durch ein sehr gutes Preis- Gegenwert Verhältnis. Meine hat vollausgestattet weniger als eine gehypte, nackte Transalp gekostet. Und um das eingesparte Geld kann man jahrelang schöne Touren fahren, im übrigen auch auf Schotterstrassen.
Noch ein Tipp für Insider: Eine Lithium Batterie spart satte 4 Kilo. Und der Storm Auspuff vom Louis nochmals über 2 Kilo. Um lächerliche 350 Euro spart man so 6 Kilo Gewicht und befindet sich plötzlich inmitten der leichtestens Mittelklasse Enduros.