Plädoyer für die klassiche Jet-Murmel

Servus zusammen!
Obwohl ich an sich nicht der klassischen Forenuser bin, möchte ich heute mal ein Plädoyer für den in jüngster Zeit in unseren Breiten so  viel geschmähten Jethelm halten.
Vorausgeschickt, natürlich kann ein Jet bei Stürzen auf den Gesichtsbereich nicht den Schutz eines Integralhelms bieten. Aber wenn ein Anfänger die Google-Suchfunktion bemüht muss er angesichts der vielen negativen Foreneinträge im Internet ja den Eindruck erhalten, mit einem Jethelm als Todeskandidat unterwegs zu sein.
Dass dem sicherlich nicht so ist, beweisen die Hunderttausenden, wenn nicht Millionen Biker, der letzten 30 bis 50 Jahre, die zum Teil noch ohne Helm bzw. mit Halbschalen und später mit den klassischen Jethelmen gefahren sind. Auch hier lebt der Großteil noch bzw. hat Zähne und Unterkiefer im Mund bzw. Gesicht. Gleiches gilt für die US-amerikanischen Motorradstreifen, die seit mehreren Jahrzehnten mit offenen Jethelmen unterwegs sind, selbst bei hohen Geschwindigkeiten auf Highways.
Für mich gibt es in der Stadt und auch beim gemütlichen Cruisen nur noch den klassischen Jethelm. Neben zwei „teureren“ Helmen mit Sonnenblende und Klappvisier nutze ich auch den „Takai Classic Jet“ im Design der 1980er Jahre von Hein Gerippe. Ist mittlerweile sogar meine Lieblings-Murmel geworden. :slight_smile:

Von der emotionalen Komponente einmal abgesehen - ich liebe es, das frische Gras zu riechen und mir den Wind um die Nase wehen zu lassen - bietet mit der Jethelm in der Stadt den unschätzbaren Vorteil eines viel größeren Gesichtsfeldes als es jeder Integral- oder Klapphelm tut. Dazu kommt noch, dass ich andere Verkehrsteilnehmer von links oder rechts schon akustisch wahrnehmen kann und weiß, dass sie da sind, ohne dass ich noch in den Spiegel oder über die Schulter geschaut habe.
Die wichtigste Lebens- und Gesundheitsversicherung beim Biken ist sowieso eine defensive Fahrweise. Gut die Hälfte aller Motorradunfälle geschieht ohne Fremdbeteiligung durch Fahrfehler. Wer in Übung ist, regelmäßig Sicherheitstrainings besucht und zusätzlich besonders vorausschauend und defensiv fährt, hat schon mal gute Chancen, ohne (schwere) Unfälle durch den „Kriegsschauplatz Stadt“ zu kommen und damit erst gar nicht die Dienste (s)eines Helms in Anspruch nehmen zu müssen. Und selbst, falls man doch einmal stürzt, ist (gerade beim verhältnismäßig geringen Tempo in der Stadt im Berufsverkehr) a.) nicht gesagt, dass man überhaupt mit dem Kopf Bodenberührung hat und b.) falls doch, dass es mit dem Gesicht ist bzw. falls c.) eintritt, dass doch das Gesicht den Boden berühren sollte, kann man immer noch versuchen (wie beim Fahrradsturz) sich mit den Händen abzustützen bzw. mit den Händen das Gesicht zu schützen.

Ich selbst bin vor gut 20 Jahren als Sozius meines Vaters mitgefahren - am Chopper natürlich mit Jethlem. Dann folgten 10 Jahre Pause und seit 3 Jahren bin ich wieder selbst einspurig unterwegs. Nach fachkundiger Beratung durch einen sehr kompetenten Verkäufer, der in allem was nicht Integral- oder Klapphelm ist, ein Werk des Teufels schlechthin sah, habe ich mir einen Schuberth C2 zuglegt. Meine schwere Suzuki-Maschine habe ich mittlerweile allerdings zu Gunsten eines Burgman 200 verkauft.
Pro Saison (die geht bei mir von März bis November) fahre ich rund 5000 bis 6000 Kilometer, davon 90 Prozent im dichtesten Stadt-Berufsverkehr. Die restlichen 10 Prozent sind gemütliche „Cruiser“-Überlandstrecken mit Tempo 80 bis 100km/h.

Mein Schuberth C2 kommt nur noch bei Schlechtwetter oder wirklich eisigen Temperaturen zum Einsatz. Heute bin ich wieder mal 10 Minuten probeweise mit dem Ding gefahren und fand’s einfach nur furchtbar. So abgeschottet von der Außenwelt und das Gesichtsfeld im Vergleich zum Jethelm extrem eingeengt, dass ich gleich wieder auf die offene Mütze gewechselt habe. Trotz 15 Grad, Sturm und Regenschauern. Herrlich, einfach herrlich.

Des grundsätzlich höheren Risikos einer Gesichtsverletzung bin ich mir bewusst, nehme das aber als „kalkuliertes Risiko“ in Kauf, für ein größeres Sichtfeld (Sicherheitsplus), eine akustisch frühere Wahrnehmung anderer Verkehrsteilnehmer (Sicherheitsplus) und die emotionale Komponente das Freiheitsgefühls beim biken bzw. jetzt nur noch rollern. Dabei bin ich bei Gott kein risikofreudiger Mensch, im Gegenteil, als ex-Zivi und mehrjähriger Freiwilliger beim Roten Kreuz war ich bei genug Verkehrsunfällen dabei. Bei einer rein objektiv-nüchternen Betrachtung dürfte ich deshalb eigentlich überhaupt nicht Zweiradfahren, aber es ist nun mal so verdammt geil …

Wie gesagt, eine defensive Fahrweise und Erfahrung machen viel wett. Und schlussendlich komme ich trotz Motorradjacke und/oder Rückenprotektor sowie Lederhandschuhen, die ich ohne Wenn und Aber auch bei 30 Grad im Sommer trage, ohnedies nicht gegen das Schicksal an. Sollte ich etwa auf der Freilandstraße bei Tempo 100 mal ein Reh rammen oder mir bei diesem Tempo jemand die Vorfahrt nehmen, wird mir ein Integralhelm auch nicht mehr viel nutzen …
In diesem Sinne - Mut zur klassischen Jet-Murmel, zu Tode gefürchtet ist nämlich auch gestorben … :wink:
Viele Grüße und allseits gute Fahrt!
Der Burgerking-Fan aus Wien

Na De wern ausschaugn wenns scho Seit Jahrzentn untawegs sind,mit hohen Geschwindigkeiten

Mir is amoi ana auf der Linksabbiegespur grad weida gfoan.(vo eam aus gsehn)
I wollt links abbiegen,hob nu vorher auf Fußgänger gschaut.
Kummt de Koffer auf mi zua, erste Reaktion vollbremsung.
Wennst so vüü fahrst wirst jo wissn wos passiert wennst in da Kurfn die Vorderbremsn aureißt.
Laut Passanten wor i von den Köpfler ca. a Minuten weg.
Die Rettung die kuma is war überrascht wie des ganze Bluad weg woa, das i nu alle Zänt kopt hob und des Bluad nur von da Nosn wor.

Nur dast a Büd davon host, I hob an Bluadstock am Kinn hänga kopt.
Sie haum a sofurt gschaut ob i mei Zungan nu hob.

Deswegen Jethöm naaaaaa.

Hob owa scho an Crosshölm aufghobt.