PTBS nach schwerem Motoradunfall - Erfahrungen? Gleichgesinnte?

Heftige Brezn habe ich hinter mir, aber 1000e Schutzengel. Bei 100 Sachen wurde ich vom Gegenverkehr, der auf meine Fahrbahnseite vom Motorrad geholt. Ich stand auf, flog übers Auto, hatte Glück, dass kein Gegenverkehr und keine Leitplanke war. 10m höher auf einer Böschung kam ich zum Sitzen. Ich war voll adjustiert (Kombi mit Protektoren, Helm, Handschuhe). Ich hatte nur Prellungen am ganzen Körper und Verbrennungen von der Reibungshitze beim Ausrutschen. Alles nur ambulant zu behandeln.

Die psychische Lage ist schwieriger zu beschreiben. Wenns mir schlecht geht, dann lasse ich gerne schwarzen Humor raus und der war damals schwerstens im Einsatz. Ich rief meine damalige Lebensgefährtin an, dass ich wohl später zum Abendessen komme. Ich wäre von einem Auto frontal mitgenommen worden, muss jetzt von der Ambulanz nach Hause, Kleider wechseln, Motorrad wechseln und die Runde nochmals beginnen und das tat ich. Vor lauter Schmerzen am ganzen Körper fast unfähig auf das Motorrad aufzusteigen tat ich es dann doch und ich fuhr meine Runde wie auf rohen Eiern. Das tat ich dann auch noch den Rest der Saison und ich fuhr den Rest der Saison fast ausschließlich alleine und sehr gemäßigt. Auf der einen Seite hatte ich ja Fahrerfahrung, aber im Kopf musste ich quasi alle Situationen neu bewerten und das musste ich neu erfahren. Es dauerte bis ich wieder drinnen war und danach war auch meine Motorradkarriere wegen Zeitmangel vorbei. Aber ich baute schon die Sicherheit auf, dass ich auch jetzt manchmal zum Eis essen fahre und auch, dass ich mir einen Roller zugelegt habe und Zweirad fahre.

Ich habe allerdings ein anderes neurologisch/psychisches Problem, worüber die Wissenschaft sich noch streitet und wo man höchstens ausgelacht wird, wenn man auf Krankenschein was haben möchte. Das Umfeld schaut einen blöd an, beschimpft einen für das Problem, wofür man nichts kann. Nicht einmal auf Selbstkosten fand ich einen Psychologen, der wirklich damit umgehen kann. PTBS ist da wahrscheinlich nicht so selten und besser erforscht, kann aber vermutlich auch sehr unterschiedliche Auswirkungen haben. Bemühe einmal Google, ob es nicht ein Fachforum darüber gibt. Ansonsten gibt es sehr viele Foren, die sich mit der Psyche beschäftigen. Sieh dich dort mal um und baue neue Freundschaften und Bekanntschaften auf. Das hilft ungemein, wenn man unter Betroffenen ist und sich gegenseitig einfach versteht. Und vor allem wird es wichtig sein, dass du deine bisherigen Erfahrungen am Motorrad einfach neu machen musst, um wieder Vertrauen zu finden. Kannst mir ja gerne eine PM schicken und ich erzähle dir gerne mehr über mein Problem.

@johsa
ja das stimmt. Es verändert einen. Ich habe gelernt gewisse Dinge entspannter und langsamer anzugehen, sprich ich habe einen Teil meines Workaholic-Seins losgelassen. …was ich gut find. :slight_smile:

Danke für deine Worte

@SchneckenSammler
Ich persönlich taste mich langsam voran… bisher… nur am Motorrad sitzen bei abgedrehtem Motor, dann kleine Runde als Sozius, dann auf nem Parkplatz alleine am Bike (aber seelischer Beistand in Reichweite). Als am Privatgrundstück alles wieder ok war, eine erste Runde zwei auf zwei Bikes, wobei ich als zweite gefahren bin.
Die erste persönliche Runde war übrigens „lustig“ im Sinne von eigenartig. ab und zu hab ich mich dabei erwischt, wo ich mir gedacht habe „der weiß eh, dass ich Rechtskommende bin?“ mit erhöhter Bereitschaft zu Bremsen. ggg.
Jedenfalls hat mir dieses Vorgehen genug Sicherheit gegeben, dass ich mir sicher bin, dass ich ein neues Motorrad kaufe. Wenn ich das dann habe, gehe ich wieder schrittweise vor. Parkplatz, Privatflächen, zu Zweit, danach alleine durch die Welt. Mein Vorteil ist, dass ich das Motorrad nicht für irgendwelche Wege brauche, sondern es ist ausschließlich Hobby.

Was bei dir das Schwänzeln des Hinterrades ist, ist bei mir, wenn Fahrzeuge aus dem Gegenverkehr in meine Spur kommen, auch wenn es nur ein bissl ist.

Meine Kinder sind zwar relativ klein, aber trotzdem wollen die auch schon Motorrad fahren - Sozius. :slight_smile:
Die Große meinte mal: „ich will auch Motorrad fahren, aber ohne Unfall“ :joy: …wenn man sich das aussuchen könnte.

@mr_schurli
ach du… verdammt gute Schutzengeln hast du. :frowning: bei 100kmh vom Gegenverkehr gestoppt… Autsch!

sorry, jetzt musste ich lachen, obwohl es unpassend war… aber den schwarzen Humor verstehe ich sowas von! Der ist auch mein Ventil. :smiley:

Ja, das Gehirn ist wirklich faszinierend. Ein einziges traumatisch Ereignis überschreibt mehrere normale/schöne Erlebnisse auf einen Schlag. Ich finde es sehr mutig, dass du dich sofort rauf getraut hast. Vielleicht war das auch der beste Weg, weil sich die große Angst so nicht aufbauen konnte.
Finde den Verlauf deiner Geschichte schön. Sehr viel Glück am Anfang, viele Unsicherheiten in der Mitte, aber ein schönes und rundes Ende.

schick dir auch noch eine PM :wink:

Liebe :motorcycle: Grüße

Unsere Mitmenschen sind meistens nicht in der Lage psychische Probleme zu verstehen, nachzuvollziehen geschweige denn helfen zu können. Mir gab vor einigen Jahren nur ein Mensch Halt…eine gute Psychologin.

Auch wenn ich erst spät für das Thema dazu komme, vielleicht hilft es ja jemanden.

Bei mir war es ein Autounfall. Ein alter VW Polo. Meine Frau am Steuer, ich als Beifahrer. Nachts, der andere betrunken mit über 90 km/h in der Stadt über eine rote Ampel, genau in die Fahrerseite gekracht. Aufschlag, Auto fliegt durch die Luft, schlägt auf, Metall und Glas bersten, Blut, dann Stille. Irgendwann Stimmen, dann Hände, irgendwann Blaulicht. Krankenhaus, Operationssaal, Reha. Wir haben es beide ohne bleibende Schäden geschafft, auch wenn es bei meiner Frau erst niemand geglaubt hat.

Wir haben uns so schnell es ging ein neues Auto besorgt und sind wieder gefahren. Anfangs war alles etwas zittrig, wir haben Fahrten bei Nacht vermieden, aber mit der Zeit kehrte Normalität ein.

Fast Forward um 3 Jahre. Wir sitzen bei Freunden. Es ist spät. Dann auf der Kreuzung vor ihrer Wohnung: Bremsen quietschen, Metall kracht in Metall, Glas splittert, dann Schreie. Schreie, die einfach nicht aufhörten. Meine Frau und unsere Freunde sprangen sofort auf, rannten raus um zu helfen. Und ich? Ich saß zittert, schwitzend und krampfend auf dem Boden. Das Herz raste, das Hirn stand still. Nichts ging mehr. Und die gleiche Reaktion bei einem weiteren Unfall, dessen Zeuge ich wenige Monate später werden musste.

Und heute? Ich fahre ca. 15.000 km pro Jahr mit dem PKW und ca. 8.000 mit dem Motorrad und ich liebe es. Ich kann bei Unfällen wieder erste Hilfe leisten. Die Bilder unseres Unfalls sind nur noch das: Bilder. Sie haben keinen Klang und keinen Geschmack mehr.

Wie habe ich das erreicht? Reden, heulen, reden und wieder heulen. Der Dreck muss raus aus dem System. Es wird nicht besser, in dem man es einfach in Ruhe lässt. Die Bilder kommen hoch? Rede darüber. Dir ist zum heulen zumute? Tu es. Du zitterst? Lass es zu, beobachte es, warte bis es vorbei ist. Und überlege ob du jemand professionelles brauchst, um all diese Ventile zu öffnen und dir beim Heilen zu helfen. Ich habe es ohne „geschafft“, würde heute aber direkt psychologische Hilfe suchen. Aber diese Erkenntnis ist dann wohl der Weisheit des Alters geschuldet :wink: Als junger Mann glaubt man halt, alles selber schaffen zu können/müssen.

Ich wünsche dir, BikerGirl, und allen anderen eine schnelle Genesung. Es geht und es fühlt sich gut an.

@fjooeiks
Das klingt plausibel. Allerdings liegen meine alten Ereignisse, die in diese Kategorie fallen könnten weit zurück.
Als Kind habe ich das Ergebnis eines schweren Unfalls miterlebt. Wir waren im Urlaub und außerhalb von Österreich unterwegs, irgendwo im nirgendwo - nichts außer Straße und Wald. Ich war zu klein, um sagen zu können wie viele Fahrzeuge, etc. beteiligt waren und was passiert war.
Aber mein Vater hatte ein riesiges Auto und hat geholfen, weil keine Einsatzfahrzeuge, keine Handys, etc… Er hat eine junge Frau, der das Bein ab über dem Knie gefehlt hat mitgenommen und eine Mutter dessen Baby ein blutendes Loch auf der Stirn hatte. Alle haben geschrien und ich hab mich bei meiner Mutter „versteckt“. Er hat die Verletzten ins nächste Krankenhaus gebracht - ab der Hälfte mit Polizeieskorte.

Aber jetzt wo ich das so schreibe, merke ich dass sowas glaube ich nicht verjährt.

Liebe :motorcycle: Grüße

@scameronde
besser spät, als nie :slight_smile:
Danke für deine ehrlichen Worte!

dein Fast Forward hört sich für mich wie ein de-ja-vu an.
Das Bild von deinem Heute gefällt mir. Gibt mir Hoffnung und ist ein schönes Zielbild für mich. :slight_smile:

Das richtige und regelmäßige Heulen hat bei mir interessanter weise erst mit meiner neuen Physiotherapeuten begonnen, die ich vor kurzem gestartet habe. Also scheinbar hat sie da die richtigen Übungen gehabt und irgendwelche Knöpfe gedrückt, die die richtigen waren.
Bei ihr bleib ich jetzt, da merke ich dass es besser wird und es passt.
Die bisherigen waren leider alle nur von der Kategorie Schema F Übungen und Standardsprüche klopfen.

Danke für die Genesungswünsche. :blush:

Liebe :motorcycle: Grüße

Mit deiner Vermutung bzgl. Kurse liegst du richtig. :blush: Das habe ich vor ein paar Monaten gemacht und hat mir extrem geholfen wieder Fahrsicherheit zu erlangen. Zumindest größtenteils.

Hi.

Also ich hatte letzten mittwoch meinen ersten motorrad unfall.
Selbstverschuldet ohne fremde Einwirkung. Linkskurve nicht erwischt obwohl nicht zu schnell. In den graben. So einen depatten Steher erwischt und auf die Straße gekippt. Etwa 20 meter weit gerutscht.
Der erste Gedanke… wie gehts meiner Freundin am Sozius sitz?
Bei ihr alles halbwegs ok. Bei mir einige prellungen und verstauchungen.
Was soll ich sagen. Wieder rauf aufs rad und weiter. Nach 10 km mal stehen gebliebenen und sacken lassen. Paar anrufe getätigt. Motorrad inspitziert. Kaputte teile beim kawa händler nachbestellt und weiter gefahren.
Tags darauf wäre eine tour geplant gewesen.
Ich war dabei. Meine Freundin wollte nicht. Sie hatte einen Schock Moment der ihr tief in den knochen saß.
Ich hatte die ersten 10 km ein etwas mulmiges Gefühl. Dann tastete ich mich langsam wieder an die gewohnte Schräglage heran und siehe da, die ganze angst war verflogen.
Ich kann gut nachvollziehen was du durchmachst.
Für mich ist es teilweise schwierig weil ich nicht mal weiß warum wir abgeflogen sind.
Geh den unfall im kopf durch. Analysiere ihn und veruch ihn abzuhaken.
Eine defensive Fahrweise schadet sicherlich nicht.
Ich arbeite daran wieder vertrauen in mein mitorrad zu

Finden.
Das dauert seine zeit.

Zitat aus einem song.

Mit einem beinbruch gehst du auch zum Orthopäden also könntest du ja vielleicht mal mit nem psychologen reden.

Ich hoffe das du ganz bald wieder die alte bist ind dich freust mit dem auto oder dem motorrad zu fahren

Das richtige und regelmäßige Heulen hat bei mir interessanter weise erst mit meiner neuen Physiotherapeuten begonnen, die ich vor kurzem gestartet habe. Also scheinbar hat sie da die richtigen Übungen gehabt und irgendwelche Knöpfe gedrückt, die die richtigen waren.
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ich kenn da wen der 2 jahre im stand war wegen ähnlichem.

Mit einem beinbruch gehst du auch zum Orthopäden also könntest du ja vielleicht mal mit nem psychologen reden..

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