PTBS nach schwerem Motoradunfall - Erfahrungen? Gleichgesinnte?

hi zusammen,

ich weiß nicht so recht wie und wo ich anfangen soll… ich starte daher einmal ganz sachlich, falls zwischendurch mein schwarzer Humor durchkommen sollte, nicht falsch verstehen, das ist irgendwie meine Art geworden mit der Situation umzugehen… :pensive:

nun zum Thema…
hatte einen schweren Motorradunfall, inkl. Krankenhausaufenthalt, Not-Operation, Langzeitkrankenstand,… am Ende auch PTBS und suche jetzt Leute mit denen ich mich austauschen kann. Aber dazu komme ich später noch genauer.

Unfallhergang: ein Auto ist ins Bike reingefahren. Der Fahrer wurde auch als 100% schuldig anerkannt, was zwar schön fürs Bike ist, aber mir nicht wirklich weiter hilft.

Ich hatte einen Helm, Motorradjacke mit Protektoren, etc an - nur die Handschuhe hatte ich da nicht oben; gerast wurde auch nicht, es war einfach… zur falschen Zeit am falschen Ort.

Das große Pech an dem Unfall war, dass der Fahrer nicht den Verkehr geprüft hat, bevor er losgestartet ist. Dadurch kam das Auto seitlich und ich durfte zuerst die Knautschzone und dann Katapulteinlage sein, wenngleich es ein schwaches Katapult war.
Auf der Glück-Seite für mich war, dass kein Gegenverkehr war, ich richtig angezogen und normale Fahrt war.

Anfangs war ich jedenfalls extrem mit der Genesung des Körpers beschäftigt, wodurch ich kaum Gelegenheit für die Psyche hatte, bzw. die hatte keine sich zu melden. Je mobiler ich wieder wurde, desto stärker meldete sich die Psyche.
kleines Bsp… Anfangs hatte ich keine psychischen Reaktionen, wenn ich im Auto gesessen bin - Beifahrer. Später bin ich jedes Mal zusammengezuckt, wenn jemand von der Seite kam und wollte als Beifahrer die Bremse drücken. Es kamen dann immer mehr Dinge, die Flashbacks ausgelöst haben.

Ich habe versucht mit Freunden, Familie und auch Ärzten zu reden, aber das half alles kaum bis nichts. Im Gegenteil, manche Gespräche haben die Situation sogar verschlimmert. Den meisten fehlt das Wissen/Verständnis für das Fahren mit Motorrad oder sie sind überfordert.
kleines Bsp. Freunde… „das wird schon, versuchs mit Yoga Übungen“ …echt jetzt!? Du erklärst jemandem, dass du psychisch und physisch im Arsch bist und dann kommt Yoga als Allheilmittel!?
anderes kleines Bsp. Arzt… „gehen sie weiter zum Physiotherapeuten. Das passt schon so.“ …ernsthaft? du erklärst dem Arzt was alles nicht funktioniert und wirst dann abgespeist mit, dass du jetzt im Durchschnitt bist und das reicht. Die Tatsache, dass du dich wieder auf den Zustand vor dem Unfall regenerieren willst und nicht auf den Zustand des Durchschnittes ist irrelevant.
weiteres kleines Bsp. Familie… „ich habe Motorräder nie gemocht“. …sowas als Reaktion auf die Information, dass man gerade einen schweren Unfall gehabt hat. Sorry, aber bei so jemanden fange ich erst gar nicht an mich auszuheulen.

Bei all den Reaktionen sind mir die Überforderten noch am liebsten, die sagen dann einfach nur was nettes und wechseln das Thema, dh. keine Vorwürfe oder Kritik.

Natürlich gibt es auch Menschen, die angemessen reagieren und wirklich zuhören, die mir dann aber nicht weiterhelfen können, weil sie keine Motorrad Fahrer sind. Sie verstehen nicht, warum ich mich nach dem Unfall wieder auf das Motorrad setzen wollte und warum ich es dann auch getan habe.
Für mich ist klar, bzw. war immer klar, dass ICH entscheide wann ich mit dem Motorrad Fahren aufhöre und nicht ein Unfall. Ich verstehe Menschen, die nach so einem Unfall nie wieder auf’s Motorrad steigen, es ist schwer… zuerst physisch (die Fähigkeit wieder erlangen sich rauf zu setzen) und danach auch psychisch (die Fähigkeiten wieder erlangen entspannt zu fahren).

Die Gesamtsituation hat dazu geführt, dass ich eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) bekommen habe. Den Teil verstehen noch weniger, deshalb habe ich mich jetzt entschieden im Internet/Internetforum nach Leuten zu suchen, die Erfahrung mit schweren Motorradunfällen haben.
Jemand der selbst sowas erlebt hat, oder ein Angehöriger eines Betroffenen!? Vielleicht kennt auch jemand jemanden, der sowas durchgemacht hat mit dem man sich verbinden/vernetzen könnte!?

Die großen Fragen sind dann… Wie ging es euch in der Situation, also beim Unfall und danach? Wie ging es euch in den jeweiligen Phasen der Genesung? Was hat euch geholfen? Wie weit ging eure Genesung - vollständig oder teilweise? Alles was sonst noch hilfreich ist.

Würde mich über Antworten freuen. :slightly_smiling_face:

Liebe :motorcycle: Grüße
BikerGirl

Servus,
Lange Geschichte leider tragisch für dich, immer schlimm so was zu hören, habe selbst keine Erfahrungen mit schwersten Unfällen aus einigen anderen kann ich dir aber schon berichten das dir unser „Krankheitssystem“ hier nicht weiterhelfen kann außer du hast Glück auf den richtigen zu treffen, die Idee gleichgesinnte zu suchen ist sicher gut.
Schau auch evtl. nach Kursen vielleicht gibts da was „nach Unfällen“ wahrscheinlich beweisen die auch mehr Einfühlung dort als dein Arzt, alles gute für deinen Weg.
BG Mandi

ja das stimmt. Das Krankheitssystem ist verbesserungswürdig - höflich ausgedrück. :roll_eyes:

Mit deiner Vermutung bzgl. Kurse liegst du richtig. :blush: Das habe ich vor ein paar Monaten gemacht und hat mir extrem geholfen wieder Fahrsicherheit zu erlangen. Zumindest größtenteils.

Liebe :motorcycle: Grüße
BikerGirl

ich kenn da wen der 2 jahre im stand war wegen ähnlichem.
.
wennst a nr. willst, pn (soferns im neuen forum a pn funktion gibt)

Servus!
ich möchte gerne dir etwas unterstützen.
Soll ich es durch öffentliche oder private Mitteilungen?
Wahrscheinlich wäre es besser manche Themen als vertraulich behandeln.
Was denkst du?

LG

ich habe zwar noch keine PN geschickt, aber das sollte funktionieren. Mach ich dann gleich. Danke :slight_smile:

Du kannst mir öffentlich und/oder private Mitteilungen schicken - ich nehme beides dankend an. Das überlasse ich dir - ich weiß ja nicht genau was du schreiben möchtest. :blush:

Danke für eure Unterstützung! Ich muss gestehen, die Tatsache, dass es auch praktisch andere gibt - also nicht nur in Theorie und Zeitung, hat mir schon ein bisschen Erleichterung geschaffen.

Liebe :motorcycle: Grüße
BikerGirl

Unsere Mitmenschen sind meistens nicht in der Lage psychische Probleme zu verstehen, nachzuvollziehen geschweige denn helfen zu können. Mir gab vor einigen Jahren nur ein Mensch Halt…eine gute Psychologin.

Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld mit dir selber! :wink:

:rofl: kennst du mich zufällig? :rofl:
Danke! Das ist im Moment tatsächlich mein größtes Problem… keine Geduld mit mir/meinem Körper.

darf ich fragen woher deine Erfahrungen stammen? Hattest du auch einen Motorradunfall oder hast du den Halt in einem anderen Kontext gebraucht und bekommen?

Liebe :motorcycle: Grüße

Nun ja, es ist es der Druck und das Unverständnis für die Situation, von außen, der einen ungeduldig macht.
Bei mir wars eine simple Bierflasche die mir über den Schädel gezogen wurde als ich einer nicht ansprechbaren, betrunkenen, schwangeren und eventuell verletzten Frau helfen wollte. (Kurzversion)
Seitdem fehlen meinem Gedächtnis ca.45 Minuten. Ich hatte damals lang mit massiven Konzentrationsschwierigkeiten zu kämpfen die meinen job im hightech Bereich stark beeinträchtigten.

ufff… hört sich auch nach „zur falschen Zeit am falschen Ort“ an :worried:

Hoffe bei dir ist jetzt alles wieder ok, also das nichts Bleibendes übrig ist.

Liebe :motorcycle: Grüße

Guten Morgen,
die Tendenz zum Dachschaden war schon vorher da… :wink:

Diese Zeit ist jetzt eine harte Schule in der Du deine wahren Freunde kennen lernst. Bei mir sind nicht viele übrig geblieben, aber auf die ist verlass!

ich kann mich da dunkel an was erinnern…
war das ned sogar mal a eigener ewig langer fredl im alten forum?

Hallo!
Also ich hatte schon auch eine Erfahrung mit einem schweren Unfall (Alleinunfall mit Highsider auf verschmutzter Fahrbahn), wobei ich sagen muss mir war nach dem Unfall direkt die schwere noch gar nicht bewusst, ich hatte mir nämlich die Oberarmkugel gebrochen auf mehrere Teile (Trümmerbruch) und habe gedacht die Schulter ist nur ausgerenkt. Habe dann auch eine Polizistin gebeten mir zu helfen beim einrenken…LOList natürlich nicht gegangen… Und als die Rettung dann kam, dann hab ich vor lauter Schmerzen schon fast nicht mehr einsteigen können in das Rettungsauto.

Bei mir war eher das Thema was mir überwiegt, die Leidenschaft zum Motorrad fahren, oder schaffe ich es auf zu hören ohne depressiv zu werden…(kein Scherz, wer ernsthaft Motorrad begeistert ist versteht was ich meine was es heißt man würde gar nicht mehr fahren)
Das war wirklich schwierig und ich habe es glücklicherweise gut aufarbeiten können, weil bei der Reha nach dem Unfall in der Klinik eine ein paar Einheiten Psychologe dabei waren die man einfach konsumieren konnte… Und das hat schon viel geholfen ein bisschen darüber klar zu werden - warum fährt man, kann man ein anderes Hobby finden, wie ist das mit Familie und Kind, etc. etc.
ich bin dann schließlich relativ bald wieder gefahren, weil es ja heißt wenn man vom Pferd fällt soll man auch gleich wieder aufsteigen…:wink:
ja die physische Genesung dauert zwar bis heute, schränkt mich aber fast nicht mehr ein. Aber die Angst vor einer nicht eindeutig sauberen Fahrbahnoberfläche ist geblieben. auch beim Regen wo ich mir früher nichts gedacht habe, fahre ich nun wie auf rohen Eiern.
Und darum wird mir nachgesagt, dass ich etwas unrund fahre, weil sobald die Fahrbahn nicht eindeutig in Ordnung ist fahre ich im Verhältnis viel langsamer als ich sonst unterwegs bin. Das ist sozusagen meine Mini-PTS, dass mein Fahrstil noch lange nicht rund sein wird. Über alles andere bin ich mir eigentlich im Klaren geworden, und versuche Spaß, unvermeidbares Risiko, Gesundheit, Familie alles unter einen Hut zu bringen.

Mein Rat ist also, dass man sowas nicht unbegleitet lassen sollte. Wenn du es dir leisten kannst, würde ich mich umhören ob es einen Psychologen/Psychologin gibt der mit posttraumatische Störungen ordentlich umgehen kann. Kann ja auch nicht jeder der sich Psychologie nennt… die haben oft ganz einfache Mittel/Methoden wie man sich selbst helfen kann, beruhigen kann etc. etc.

Ich wünsch dir noch viel Erfolg bei der Genesung physisch wie psychisch, und hoffe du wirst noch viele schöne Jahre auf dem Motorrad verbringen!
lg, Chr

Mmmm…dann ist dein Gedächtnis besser als meins. :wink:

@Alpen
Das stimmt. Es waren auch Situation dabei, wo ich zu Tränen gerührt war von der Hilfe mancher Menschen.
ja, ja… seufz… die wahren Freunde zeigen sich leider nur in harten Zeiten.

@SchneckenSammler
oh shit. Bruch an sich ist k*, aber Trümmerbruch ist… :frowning:
Wann war dein Unfall?

Ich verstehe dich voll und ganz! Das Problem habe ich 1:1 auch… „wie kannst du nur nach dem Unfall nochmal auf’s Motorrad gehen?“ wobei das noch die höfliche Version ist. Die uncharmantere Variante ist… mit erhobener Stimme „Sag bist du bescheurt? hat es dir nicht gereicht, dass du beim ersten Mal nur mit Glück überlebt hast?“
Das ist auch der Grund warum ich mich irgendwann zurück gezogen habe und ausschließlich mit ner handvoll Vertrauten gesprochen habe.

Ich finde es cool, dass du dein Hobby behalten hast, also dass du auf dich gehört hast, nicht auf andere.

Merkst du einen Unterschied, sprich eine Verbesserung? Wird es dir mit der Zeit leichter bzw. entspannter auf „unsauberen Strecken“ zu fahren?

Therapeuten habe ich eh sehr rasch angerufen und bin auch hingegangen. Mir wird nur immer mehr klar, dass ich den falschen erwischt habe, obwohl er auch selbst Motorradfahrer war und auch mal einen kleinen Unfall hatte. Aber ja,… muss schauen, ob ich wenn passenden finde.

Danke für deine offenen Worte und die ausführliche Antwort. Es ist schön zu lesen, dass man nicht bescheuert ist, nur weil man wieder auf’s Bike will.

Liebe :motorcycle: Grüße

es gibt nur 2 arten von motorradfahrern…
die, welche schon a massive brezn hinter sich haben.
und
die, welche diese brezn noch vor sich haben.
.
der unterschied ist: von 2eren gibts unwahrscheinlich viele.
von ersteren wirst vmtl ned allzuviele sehen.
das sind dann die, die das tatsächlich WOLLEN. also motorradfahren.
.
die 2e kategorie macht das nur weils grad in is oder weils beim eisgschäft cool sein wollen.

Es gibt nicht nur schwarz und weiß.

stimmt. aber diese sind so gering, dass sie kaum ins gewicht fallen.

von mir muss ich fest stellen, wenn man sich wieder „aufi traut“ es wird immer schöner. Bei mir fehlte es nur an der Birne, war 24 Std. nicht da und habe mich 14 Tag nur flüssig ernährt, danach hab ich allerdings mein Leben völlig anders wahrgenommen und bin im Nachhinein froh darüber, so wie aus jedem Missgeschick man etwas für sich mitnehmen kann. hoffentlich kannst du die erwünschte Hilfe in deiner Nähe finden über den PC finde ich es schwierig, alles Gute!

War an die falsche Adresse ich hoffe der/die Richtige wird es lesen.

Hi nochmal :slight_smile:
Also ich finde es wird besser mit der Zeit, allerdings ist das auch immer Tages Verfassungsabhängig. An manchen Tagen sind die gleichen Kurven einfach runder zu fahren. Es ist eben doch nur eine Kopfsache das ganze.
Und ich merke, dass ich wenn ich rutsche nicht mehr so entspannt weiter fahren kann. Früher war mir das egal wenn das Hinterrad mal geschwänzelt hat. Jetzt ist mir lieber es tut das nicht. was mir viel geholfen hat, ist das fahren in der Gruppe wenn jemand vor mir fährt und Dreck und andere Sachen über funk ansagt. Wir machen das immer so, dass der vordere Infos weitergibt über ein Intercom. Dadurch gewinnt man schneller Vertrauen, wenn man weiß das jemand vorher schon drüber gefahren ist, um die Strecke quasi mehr oder weniger sicher ist.
vielleicht ist das auch für dich eine Option, dass du so wieder mehr Sicherheit gewinnst…
lg, Chr
PS.: zum Thema verrückt, weiß ich nicht wie viele Leute andere Dinge machen die auch verrückt sind. Beim mountainbiken kann ich mir auch das Genick brechen. und wenn ich mit AirPods in der Stadt unterwegs bin kann mich auch jederzeit jemand nieder fahren… das machen auch sehr viele Leute ohne nachzudenken … ist alles relativ, darauf würde ich nicht so viel geben was die anderen sagen. Wichtig ist mir nur dass ich es mit meiner direkten Familie vereinbaren kann (Frau & Tochter)