Was tun wenn der Werkstattpreis zu hoch ist aber die Arbeit bereits getan?

Bin zum Ducati Vertragshändler mit meiner S2R800 um das 20000er Service mit Pickerl zu machen. Hab mich blöderweise nicht vorhinein informiert was das kosten soll und der hat gemeint was um die 1000€. Ich meinte kann nicht sein, ist ja keine Desmodromik sondern nur eine 2-Ventil V2, und er meinte ich bekomm einen Kostenvoranschlag für die Kosten am nächsten Tag. Tag darauf kein Anruf, am übernächsten Tag rufe ich an wo denn der Kostenvoranschlag bleibt, sagt er , Service ist schon gemacht kostet um die 900€ und Reparaturen braucht es auch noch wird um die weitere 500€ kosten. Also geh ich ins Internet schau nach was so ein großer Service kosten sollte, und komme auf Preise zw. 300-600€ aber bei weitem nicht 900. Ok sind schon ältere Zahlen aber selbst mit Inflation könnte das nie mehr wie 700€ sein.

Was kann ich jetzt eigentlich machen? Bin ich zahlungspflichtig? Ich habe ja bei seinen Schätzungen nicht direkt Nein gesagt vor Ort, aber auch nicht zugestimmt und der versprochene Kostenvoranschlag kam nicht. Nächste Woche sollten die Teile nachbestellt und das Motorrad repariert sein, kann ich da noch was am Preis rütteln? Will nicht 1500€ für einen großen Service und ein paar kleine Reparaturen zahlen.

Hallo Lord B,

das Problem ist, dass der Werkstattbesitzer dir das Motorrad nicht herausgeben muss (Zurückbehaltungsrecht) ohne, dass du den (vereinbarten bzw. angemessenen) Werklohn bezahlst. Da hilft dir auch nur bedingt, dass du Konsument bist. Der mündliche Kostenvorschlag (wenn man das so sehen könnte, hängt dann tatsächlich ab was jeder behauptet) wurde ja eh unterboten.

Du hast mMn drei Möglichkeiten:

  1. Mit dem Werkstattbesitzer persönlich sprechen, das Problem sachlich darlegen und versuchen, eine Einigung zu finden, die für euch beide passt. Da wäre es aber gut, dass du zumindest weißt, was beim Service üblicherweise gemacht wird und was gängige Preise sind.

Problem: Bloß dass die Werkstatt teurer ist als andere bringt dir nichts, solange du nicht wucherisch oder über 50% übervorteilst wirst.

Bezüglich Reparatur: Da hat er dir die Kosten ja geschätzt und du hast offenbar nicht gesagt, dass du keine Reparatur willst? Da müsstest du dir mal anschauen, was überhaupt gemacht wurde und evt dann halt ebenso probieren zu verhandeln, wenn du eine Position gar nicht hättest machen lassen wollen und die nicht notwendig war.

Alles was ex ante sinnvoll und notwendig war wirst du Kosten zu tragen haben. Man könnte dein Schweigen zur Reparatur als Zustimmung werten, das alles gemacht wird, was notwendig ist…

Oftmals bestehen einfach Auffassungsunterschiede: Der Mechaniker denkt, er hat dir eh schon gesagt was es ca kostet, und es wurde ja sogar billiger. Und du denkst, ich hätte es gar nicht machen lassen um den Preis. Dann hättest du das aber auch klar dort sagen müssen, dass du erst einen verbindlichen Kostenvorschlag willst, bevor du den Auftrag erteilst… So mach ich das immer. Oder ich bin mit der Schätzung ohnehin einverstanden.

  1. Hingehen, Rechnung zahlen und Motorrad abholen, aber auf der Rechnung bzw. auf Übernahmeschein schreiben „Unter Vorbehalt, Höhe der Rechnung wird nicht akzeptiert.“ oder so ähnlich, und dann die Rechnung mit Hilfe eines kompetenten Anwalts einklagen. Macht aber wirtschaftlich nur Sinn, wenn du eine Rechtsschutzversicherung hast. Zudem solltest du die Rechnung dann positionsweise prüfen und entsprechende Argumente haben, warum die eine oder andere Position gar nicht gerechtfertigt war oder erheblich überteuert, oder ähnliches.

Du solltest also konkret wissen, was genau nicht passt. Ohne, dass du weißt, was die Werkstatt genau gemacht hat, kannst du letztlich auch nicht sagen, ob das Service überteuert ist.

Im besten Fall kannst du also nur eine Differenz herausholen, aber sicher nicht das Service bzw. Reparatur kostenlos (außer die Reparatur war tatsächlich nachweisbar gar nicht erforderlich,).

Bedenke: Sachverständigengebühren, Anwaltskosten erreichen auch bei einem Streitwert von EUR 400,- 500,- schnell mal EUR 2.000,-, da zahlt sich das Streiten für einen selbst oftmals nicht aus. Womöglich fährst du auch besser mit einer Prozesskostenablöse durch die Rechtsschutzversicherung. Das soll dir der Anwalt erklären :wink:

  1. Hingehen, Rechnung nicht zahlen oder nur einen Teil, den du akzeptierst, ein Schreiben hinschicken warum etc. und warten, bis sie dich klagen. Bedeutet aber, das du das Motorrad vermutlich nicht herausbekommst. Und wenn sich am Ende herausstellt, dass alle Positionen ok und gerechtfertigt waren (wenn auch teurer als woanders, aber irgendwer ist immer der Teuerste), dann musst du evt sogar noch Einstellkosten zahlen…

Ich würde dir zu Variante 1. raten. Sprich sachlich mit dem Werkstattbesitzer und versuche, einen soweit fairen Preis auszuhandeln. Ganz ungeschickt warst du ja womöglich auch nicht, zumal dir gesagt wurde, es wird EUR 1.000,- kosten, und jetzt sind es „eh nur“ EUR 900,-. Wenn du die Reparatur tatsächlich nicht willst, dann versuche das noch zu stornieren, oder kauf halt nur die Teile und lasse es wo anders machen. Dann sparst du evt teure Arbeitszeit in dieser Werkstatt.

Alles Gute, evt berichtest du kurz wie es ausging.

LG Marlene

Danke für die Antwort!

Ich werde definitiv mit Schritt 1 vorangehen, streitig werden hat keinen Sinn. Hätte aber ne Frage, ihr Stundensatz ist auf „normalen“ Niveau also 80-85€ ca. weiss nicht mehr ganz genau. Da gibts eigentlich dann ein Limit wieviel sie für den Service verlangen können? Sie müssen ja alles nachweisen können, kann man aber Arbeitsdauer bewerten?

Laut Informationen im Internet sollte ein großer Service um die 6h dauern, das wäre bei 85€ Stundensatz um die 510€ + Materialkosten von mir aus um die 600€, obwohl Sachen wie die Bremsen und das Motoröl ich schon selbst getauscht habe. Gibt es irgendeine Richtlinie oder kann ich nur auf ihr Entgegenkommen hoffen was die verrechnete Arbeitszeit angeht wenn sie mir z.b 10h verrechnen?

Ich werde mir auf jeden Fall nochmal alle Punkte genau anschauen.Bin da guter Dinge hin weil er eigentlich sehr gute Bewertungen hat, deswegen habe ich mir nichts dabei gedacht. Habe sozusagen im Nachhinein das blaue Wunder erlebt, aber mal schauen vielleicht wird er noch runtergehen, ich werde euch updaten!

Also, du müsstest bei der Wirtschaftskammer nachfragen, Internet recherchieten oder einen KfzMeister bzw Sachverständigen fragen, ob es Listen mit Vorgaben gibt. Unabhängig davon - wenn ein besonderes Problem bestand ist ein Abweichen gerechtfertigt. Darauf hätte man aber hinweisen müssen. Und da es ja günstiger wurde als geschätzt wird es nicht an einem außerordentlichen Arbeitsaufwand liegen.

Tatsache ist, dass es wohl Erfahrungswerte gibt, wie lange ein Service in Anspruch nimmt. Es ist allerdings (wenn eben nichts schriftlich festgelegt) auch nicht konktet definiert, was alles dazu gehört (außer Intervallservice lt Serviceheft).
Dh evt haben sie mehr gemacht als üblich? Einfach weil du ihm kmStand und Baujahr gesagt hast, oder er gesehen hat starker Verschleiß oder was weiß ich.

10Stunden zu verrechnen für eine Arbeit, die objektiv nur 6Stunden braucht , wäre übervorteilend und könnte man vorgehen. In jedem Fall bräuchtest du einen Anhaltswert. Evt (gg kleinen Unkostenbeitrag) Kostenvoranschlag von anderer Werkstatt einholen. Aber es muss vergleichbar sein, sprich: selbe Leistungen.

Informiere dich und wie gesagt- wegen Reparatur könntest du ja evt noch zurücktreten oder abwenden- er soll dir mal die Rechnung über die EUR 900,- erklären.

Btw: Ich würde eher davon absehen, öffentlich im einem Forum den Namen der Werkstatt zu nennen. Besser, wen es interessiert - nur über Direktkontakt.

Zum einen hat es die Werkstatt vielleicht gar nicht verdient (womöglich hast du ein allumfassendes Superservice zu einem absolut niedrigen Preis bekommen :wink: ).
Zum anderen handelst du dir evt Probleme ein. Es gibt Leute, die suchen professionell negative Äusserungen um dann gegen die Betreffenden mit Schadenersatzforderungen vorzugehen (also sie schneiden mit, bieten kostenloses Vorgehen an uä).

Ich denke, du weißt was ich meine.

Alles Gute für das Gespräch!

Danke für den Hinweis habe den Namen entfernt.
Wenn die Geschichte zu Ende ist werde ich ihn wieder erwähnen, beim Abschlussbericht :slight_smile:

Danke nochmal, ich hoffe den Preis noch erfolgreich etwas runterzuhandeln!

Gern geschehen!

Abgesehen von all den anderen Themen … die S2R800 hat natürlich auch eine desmodromische Ventilsteuerung.

Ohne die Sachlage zu kennen,

weiß ich, dass sehr viele Strafverfahren wegen Amtsmissbrauch vor Gericht landen, da Gutachter beim Vorführen etwas „übersehen“ oder „vergessen“ oder „falsch bewertet“ haben.
Ich denke, dass deshalb Gutachter eher mal lieber etwas zu vorsichtig und kritisch sind als zu wenig.
Heute ist jedes Gutachten online verfügbar und für die Ämter einsehbar. Der Mechaniker steht da mit einem Fuß immer im Kriminal. Sicher nicht einfach für den Mechaniker, der einerseits seine Interessen wahren muss, aber auch die Seite des Kunden sieht.

Für beide Beteiligten wünsche ich mir, dass man doch wieder zu einem guten Miteinander finden wird.

OLI