Days of Glory! 04 ...

Days of Glory. Kurzgeschichten aus der früheren Mopedszene

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Von Leobersdorf nach Sollenau und Felixdorf gab es eine Verbindungsstraße die schöner und vor allem kürzer zu fahren war als über die Bundesstraße 17. Von Hirtenberg kommend fuhr man also unter der Autobahn durch, bog die Erste rechts ab und fuhr durch Sollenau in Richtung Neustadt. Nach dem Bahnübergang ging es scharf links weg in Richtung Sollenau. Sehr kurvig, viele Bäume und dazwischen in einer Kurvenkombination der sogenannte heilsame Brunnen oder s’ heusame Brindl wie es von den Leuten genannt wurde. Der Geschichte nach war also das Wasser dieses Brunnens heilsam und man konnte quasi nach dem Konsum dieses Wassers dabei zusehen wie die Gicht und was weiß ich noch was alles nachliess. Jedenfalls war rechts der Straße ein Platz zum Parken und auch ein paar Bankerln usw. sodass eventuelle Besucher in Ruhe Brunnenwasser schöpfen konnten um sich zu heilen.

Nun dieser International wohl unbekannte Platz dürfte aber einem findigen, deutschen Busunternehmer dazu bewogen haben ein paar Pensionisten über den Tisch zu ziehen. Warum? Weil Busunternehmer immer Pensionisten über den Tisch ziehen. Sei es mit Werbefahrten oder sonstigem Zeug. Egal, an diesem ziemlich warmen Augusttag standen jedenfalls zwei Fahrzeuge an diesem Platz. Ein kleiner Merceds-Bus und eben der deutsche Reisebus. War kein ganz großer sondern so ein Mittelding.


Der Goggo sog sich im Windschatten an die Trupperl-ZZR-1100 heran und setzte gerade zum Überholen an als das Ortsschild ‚Hirtenberg’ auftauchte. Die Meute, allen voran der Hannes mit der Yoshi-GSXr-1100 beschloß, dass 180 nicht wirklich ein konformes Tempo war und reduzierte auf ortsgebiettaugliche 100 Km/h. So rollte man also durch Hirtenberg, ein übrigens ziemlich langer Ort.
Nach Hirtenberg folgte eine mächtige Gerade die direkt nach Leobersdorf führte. Heute gibt es dort auf der Geraden leider einen Kreisverkehr und ein US-amerikanisches fast food-Restaurant. Sowas ist der Top-Speed natürlich abträglich, aber heute gibt es wohl auch niemanden mehr der kurz vor dem Ortsschild 250 auf der Uhr stehen hat und sich tierisch darüber freut mit zwei Kilo ins Ortsgebiet zu stechen.

Am Ortsende von Hirtenberg gelang dem Goggo der Move an die Front der Gruppe. Er war die ganze Zeit einen Gang niedriger gefahren um die 92er FZR 1000 beim Beschleunigen in Führung zu bringen. Hundert Meter vor dem Ende des Ortsgebietes hatte er bereits den Gasgriff auf Anschlag gedreht und Hannes und Trupperl taten es ihm gleich.

Meist wunderten sich Besucher in Hirtenberg immer wo die Knallerei herkam. Das war leicht erklärt, denn nicht unweit von Hirtenberg auf einem kleinen Hügel war ein Schießplatz. Heute war es aber anders, heute wunderten sich die Schützen denn es klang als würden Granaten eines schweren, weittragenden Schiffsgeschützes heranheulen. Soviel zu den Auspuffanlagen der Truppe. DB-Killer gab es nicht. Höchstens Dosenbier-Killer.
In irrwitzigem Tempo stachen die Drei unter der Autobahnbrücke durch und man konnte das Aufheulen der Motoren beim Zurückschalten hören. Alle bremsten hart, musste doch der erste Abzweig nach rechts erwischt werden. Wer daran vorbei fuhr musste sonst nämlich bis zur nächsten Kreuzung vorfahren und einen längeren Weg wählen. Und nur wer zuerst in Sollenau war bekam quasi das Bier von den Verlierern bezahlt. Goggo wurde innen vom Hannes ausgebremst, aber nur weil der zu schnell war und die Hinterbremse beim Einlenken immer noch blockiert hatte und quasi quer in den engen Radius des 90°-Abzweigs stach. Die Truppe fegte mit immer noch schwer strafbarem Tempo durch den Ort und musste beim Bahnübergang anhalten weil der Schranken unten war. Man nutzte also die lange Wartezeit um sich eine Zigarette anzustecken und über die kommenden Sweeper und Bremspunkte zu quatschen.



Ungefähr zur gleichen Zeit als der einige Kilometer vom Heilsammen Brunnen entfernte Bahnschranken sich öffnete ging eine deutsche Pensionistin nahe dem Parkplatz zum Brunnen über die Strasse um irgendwelche Blumen und sonstiges Gemüse auszurupfen. Die Strasse war kaum befahren und es wehte ein angenehmer lauer Wind. Dieser Wind trug ein im entfernten wie Luftschutzsirenen klingendes Geräusch herüber. Gerade als die Dame (wie aus dem Polizeibericht hervorging hiess sie Hilde K. und wohnte in Nürnberg) zurück zum Parkplatz wollte und sich ziemlich genau auf der Strassenmitte befand, hörte sie dieses Geräusch immer lauter werden. Sie blieb stehen, blickte in die Richtung aus der das Geräusch kam und sah drei Lichtpunkte mit unglaublicher Geschwindigkeit auf sich zufliegen.


Hannes und auch Trupperl hatten sich auf dem ersten geraden Teilstück am Goggo mit alle Gewalt vorbeigepresst als die scharfe, mit Leitplanke versehene Links die in Richtung Brunnen-S führte die Gruppe zur Temporeduktion zwang. Der Trupperl versuchte innen den Hannes auszubremsen, aber die GSXR war auf der Bremse von der ZZR nicht zu biegen und so kam der Hannes auch als erster aus der Ecke, aber der Trupperl schob sich ganz außen neben ihn und die beiden pressten nebeneinander, dritter Gang voll, auf die S-Kombination zu. Das Backsteingebäude neben dem Brunnen war schon zu sehen. Freund Goggo unterdessen stellte sich und die FZR-1000 auf die Gegenfahrbahn um aus der noch kommenden zarten Links eine Gerade zu machen und mit Übertee auf die dann folgende Rechts zuzukommen und eventuell die beiden Anderen am Bremspunkt zu überraschen.

Zeitgleich sahen Hannes und Trupperl das Hindernis in Form von Hilde K. mit weit aufgerissenen Augen mitten auf der Fahrbahn. In der rechten Hand einen Strauss Blumen in der linken eine Plastikwasserflasche. „Uaaaahrrrghh!“ dachte Hannes und presste 20 Zentimeter links an der Alten vorbei und verschwand in der nächsten Kurve. Der Trupperl musste leider voll bremsend mit schlingerndem Bock rechts an Hilde K. vorbei. Es waren wenige Zentimeter. Hilde K. wurde vom Schreck in Kombination mit dem Luftzug der beiden Motorräder auf Ihren Allerwertesten befördert. Der Goggo sah nur eine sich im eingesprungenen Rittberger befindliche Frau in der Luft hängen und war vorbei. Er sah auch für den Bruchteil einer Sekunde aus dem Augenwinkel wie der Trupperl mit beachtlichem Speed über den geschotterten Parkplatz fegte und war dann selbst hinter der nächsten Kurve verschwunden.

Der Trupperl, den das Brems-Ausweichmanöver weit nach rechts befördert hatte, kämpfte im leichten Schotter des Parkplatzes mit einer sich in Geradeausfahrt befindlichen Kawa die sich immer schräger legte. Es sah aus Sicht der restlichen Pensionisten abenteuerlich aus wie ein in Schräglage daherkommendes Monster von Motorrad versuchte sie zu torpedieren. Die Altspatzen mobiliserten die letzten Kräfte und spritzten trotz morscher Knochen und Gehstock wie wild auseinander. Der Trupperl der inzwischen über 60° Schräglage drauf hatte trennte sich durch simples Losalssen des Lenkers von der ZZR und flog sich überschlagend in einer gigantsichen Staubwolke zwischen dem deutschen Bus und dem Merceds-Klein-LKW hindurch aus dem Sichtfeld der Pensionisten. Die Kawa schlitterte nun auf der Seite liegend und ebenfalls in eine Staubwolke gehüllt und funkenschlagend in Richtung Piefgonenbus. Mit einem markerschütternden Geräusch knallte die ZZR mit dem Vorderrad voran genau unter das Heck des Busses. Der Bus wurde durch den Hecktreffer ausgehoben und sein linkes Hinterrad hob fast vom Boden ab.

Es folgte eine bedrückende Stille die durch das herannahende Geräusch von einer GSXR und einer FZR beendet wurde.

„Mönsch!“ schrie einer der Pensionisten „ det is ja wie im Kriech!“ „Wat iss denn passiert?“ fragte ein anderer. „Na jute Nacht wat isn meinem Bus wiederfahren“ rätselte der Chauffeur.
„De Hilde, de Hilde, de Hilde!!!“ schrie eine der Pensionistinnen „de ham de Hilde niederjefahren. Ruft doch die Rettung Mönsch!“

Der Trupperl kroch auf allen Vieren aus dem Gebüsch, er war über und über mit Staub, Dreck und Geäst bedeckt. Er klopfte völlig sinnlos mit der Rechten den Staub von der linken Schulter und sah fassungslos in die Traube von Pensionisten die sich um den Bus bildete. Auch Hilde K. war inzwischen geborgen und stand völlig unverletzt aber bleich vom Schreck dabei.

„Sads es deppat worden es oiden Kropftauben hearst? Es kennts do ned mittn auf da Strossn umananderlatschen!“ schrie der Trupperl und riss sich den Helm vom Kopf. Mit wütendem Blick, verschwitztem Haupthaar, knallroter Birne und total verdreckt sah er wirklich zum Fürchten aus.

„Mehn Jung du hast wohl nich alle Tatsen im Klavier, du kannst doch nich hier mit Mordstempo aufn Parkplatz fahren!“ meinte der Chauffeur.

„Pappn hoiden hearst“ schnaufte der Trupperl „ de Oide Sumpfhenn do is jo mittn auf da Strossn gstanden hearst du Trottel du deppata! I wollt jo eh grod weidafoahn!“ und deutete auf Hilde K.

„ I hoi die Kieberei sagte der Hannes!“ und ward blitzartig verschwunden.
„ Bist deppat Oida a schena Abgang, scheiss mi au. De Kawa kaunnst untern zuagmochtn Garaschtirl durcheschiam! Na Hauptsoch du bist okay tuat da nix weh?“ fragte der Goggo.

„Naaa mia tuat nix weh!! Oba die Doppel-Zet is im Oasch!! Des tuat ma weh. Soiche Trotteln!“

„Ick glaub mehn Jung dir is ned wohl, ihr köchert da vorbei wie de Narren und dann sauer sein wenn ihr auf de Schnauze fliecht!“ schnarrte einer der Alten

„I wia no wauhnsinnig, i kaunn jo ned de Oiden Leit in’d Pappn haun!“ schrie der Trupperl und schleuderte den Sturzehlm mit voller Wucht auf den Boden sodass dieser einenhalb Meter hoch zurückprallte. „Hoid mi sunsten hau i de oiden Leid in’d Pappn und sowas tuat ma jo ned!!!“

Die älteren Herrschaften zogen es vor sich ein paar Meter zurückzuziehen und ab sofort nichts mehr zu sagen. Trupperl und der Goggo versuchten ohne den geringsten Erfolg die Kawa unter dem Bus hervorzuziehen. Wenige Minuten später traf auch der Hannes ein gefolgt von einem VW-Passat der Gendarmerie. Die Beweisaufnahme gestaltete sich schwierig denn die Pensionisten waren sehr aufgeregt und jeder hatte was dazu zu sagen.

Der langen Rede kurzer Sinn, der Trupperl hatte sich das Schlüsselbein gebrochen und die Kawa war leider ein Totalschaden. Bis die ganze Angelegenheit endlich gerichtlich erledigt war vergingen immerhin 2 Jahre. Deutschland ist weit. Oder eigentlich, Österreich is weit, denn die Pensionisten mussten ja hier vor Gericht antanzen.

Danach bekam der Trupperl seine Kawa ersetzt und auch einen geringen Schmerzensgeldbeitrag. Brauche nicht dazu zu sagen, dass der Trupperl zu diesem Zeitpunkt bereits eine weitere Maschine vernichtet hatte und ihm das Geld zur Neuanschaffung einer gebrauchten GSXR-1100 sehr recht kam.




Greez
Euer Steveman



hoffe es gibt noch mehr von steve´s erinnerungen.
lg.ronny

Das Mutterl werd wohl seit dieser Aktion nie mehr eine ansehnliche Farbe kriagt hobn !! looool

War es damals noch ned möglich die Geschwindigkeit der herandonnernden Tiefflieger nach dem Crash zu eruieren ? ;o)
Oder nahm, man es zu dieser Zeit no ned so genau ? hehe

Steve heast, Gschichtln host du auf Lager !! tztztz ;o))))

lg vom Silent

ein genuss …
sehr authentisch widergegeben, unsere lieblingsnachbarn!

gruß aus graz,
nick

für die saugute ablenkung … gggggg

vielleicht sieht man sich ja näxte woche wieder mal im rwc, diese woche geht es sich bei mir leider absolut nicht aus, jede menge scherereien …

lg,

pippifeines gschichterl, genau das richtige zum start in den tag!

greetings…

in mir erwacht der Schelm:

- muss mir ein starkes Gerät zulegen
- muss auf Krampfaderngeschwader-Jagd gehen :wink:

greez,
Peter

PS: war wohl für alle Beteiligten Glück im Unglück … so eine herrenlos herumschlingernde 1100er kann auch weit mehr anrichten …

hab schon gefürchtet, dir sind die geschichten ausgegangen. immer weiterschreiben

danke :slight_smile: -no txt-

naja a bremsspur gabs ned und gelogen haben die burschen ja auch ned schlampert ggg

außerdem wo is der unterschied? die alte hätte bei 80 genauso wenig dort herumkräulen dürfen wie bei 180 ggg

gott sei dank is nix passiert :slight_smile:

lg
steve

naja man darf ned alle über einen kampel scheren. gibt auch bei den ostgoten nette leute…


zwei oder drei brüll

lg
steve

halte dir die daumen wegen versicherung!

man sieht sich sicher…

lg
steve

mörsi vielmals :wink: -no txt-

angerichtet die 11er… hat immerhin den bus fast aufgehoben…
hehehe…

lg
steve

hab ja noch anderes zu tun ggg

danke
greez
steveman

Mörder Gschicht! Kann mir die Situation richtig bildlich vorstellen…
weiter so- die Gschichten san a HIT!
Gruß, ZK

vielen dank! :slight_smile: -no txt-

mui scho sogn!

i glaub i werd statt meiner sumo doch noch a ringeisen mit taferlhalter anschaffen müssen! g


weiter so, so long, da Woif

sauguat wie immer Steve Congratulation hab mi schwer opeckt über die Story hihihihi :-))

um das ehrwürdige Gerät :wink:

greets,
Peter